Der Verein
Der TuS 1921 Ellern e.V. im Wandel der Zeit
Wegbereiter für die Vereinsgründung im Jahre 1921 war der Dorfpfarrer Benjamin Kossuth. Schon vor dem Ersten Weltkrieg rief er einen Weiterbildungsverein ins Leben, in dem sich die jungen Leute neben geistiger Erbauung auch Spiel und Sport widmen konnten. In jenen Jahren wurden überall Turnvereine gegründet, deren zwölf zählte der Kreis Simmern bis zum Kriegsbeginn. Auch in Ellern wurden Stimmen laut, dass in jeden Ort ein solcher Verein gehöre.
Während der Kirmes 1921 arrangierte die Dorfjugend die Verlosung eines „Kerbehammel”. Das dabei eingesammelte Geld bildete den Grundstock für die Vereinsgründung, die Anfang September über die Bühne ging. Etwa sechzig fast ausschließlich männliche Ellerner trafen sich in „Weber`s Saal” und hoben den Turnverein aus der Wiege. Einer der Hauptinitiatoren, Peter Bast, übernahm den Vorsitz, Peter Thomas wurde Schriftführer und Willi Müller Turnwart. Einzige Sportart war zunächst das Turnen und hier einfache Freiübungen. Geräte standen noch nicht zur Verfügung, man half sich mit Tischen und Bänken. Die Begeisterung kannte keine Grenzen, oft füllten 20 bis 25 Sportler den Turnsaal. 1922 stiftete der Fabrikant Mathias Tenhaeff die ersten Geräte, ein alter Schulbarren vervollständigte die Ausrüstung.
Schon im Jahr nach der Vereinsgründung maßen Ellerner Turner erstmals ihre Kräfte mit anderen. Beim Zöglingswettfest in Horn gelangten einige unter die besten zehn ihrer Altersgruppe, was er Vorsitzende des Turngaus Hunsrück lobend würdigte. Dieser ersten Generation von Vereinssportlern gehörten unter anderem Friedrich Höltz, August Augustin, Georg Reinemann, Wilhelm Wendling, Peter Klumb, Georg Klumb und Friedrich Weinhold an.
Im Jahr 1926 war Ellern selbst Ausrichter des Zöglings-Wettturnfestes, 170 Teilnehmer gaben ihre Visitenkarte ab. In der Folge gehörten Alfred Wendling, Heinrich Klumb und auch Helmut Weber zu den Turngrößen des Vereins. Auch der Stern des vielleicht besten Ellerner Leichtathleten überhaupt ging Ende der zwanziger Jahre auf: Hubert Böttcher. Jahrelang dominierte er den Stabhochsprung im Kreis Simmern. Beim Gaubergfest 1931 sicherte er sich neben dem Sieg in „seiner” Disziplin auch in Titel im Dreisprung.
Leider verlor sich das Interesse am Turnen zu Beginn de 30er Jahre etwas, dennoch konnten Heinrich Thomas und Karl Stiehl noch bedeutende Erfolge bei Gauwettbewerben erringen. Erstmals 1933 berichtete die Presse auch über Mädchen-Wettbewerbe: Ilse Schütz siegte beim Gauturnfest.
Eine andere Sportart hatte mittlerweile das Turnen als Sportart Nummer Eins abgelöst: das Handballspiel. Lange Zeit gehörte Ellern dabei zu den besten Vereinen auf den Hunsrückhöhen, verschiedene Akteure wurden in Auswahlmannschaften berufen. Mit Karl Stiehl stand ein Torschütze besonderer Güte zu Verfügung. Teilweise herrschten auf den Handballfeldern raue Sitten: Als unsere Spieler einmal in Horbruch zu Gast waren und der dortigen Elf eine deftige Niederlage bei brachten, mussten sie nach dem Spiel die Beine in die Hand nehmen, um den aufgebrachten Zuschauern zu entgehen.
Mit dem Naziregime kam das Vereinsgeschehen zum Erliegen. Sportliche Betätigungen im ursprünglichen Stil wurden verboten, im Zweiten Weltkrieg blieb ohnehin keine Muße für Sport und Spiel. Die französische Besatzungsmacht erlaubte im Dezember 1945 das erneute Gründen von Sportvereinen, lediglich Turnen blieb untersagt. Bei der Ermächtigung zur Wiedergründung des Ellerner Vereins 1947 musste dieser deshalb auf seinen angestammten Namen „Turnverein” verzichten und sich „Sportverein” nennen. 52 Personen kamen zur Gründungsversammlung am 1. Juni 1949 – wiederum, wie schon 1921, im Saale Weber. Lehrer Peter Schneider übernahm die Geschicke des Vereins, Nikolaus Bock wurde zweiter und Heinz Bengart dritter Vorsitzender, der später Ehrenvorsitzender wurde.
Zunächst beschränkte sich der Sportbetrieb auf den Fußball, der Handball als Mannschaftssportart in den meisten Vereinen abgelöst hatte. Heinz Bengart, Otto Kauer und Josef Holzer schmiedeten schon 1948 Pläne für das Aufstellen einer Kickerelf. Allerdings stand kein Sportplatz zur Verfügung. Die Witwe Geißbänder hatte eine Herz für die Fußballer und stellte uneigennützig eine Wiese zur Verfügung. 1949/1950 starteten die „Grün-Weißen” wie sie später meist kurz und knapp in der Presse tituliert wurden, in ihre erste Saison. Es sollte der Startschuss zu einem dreieinhalb Jahrzehnte währenden „Hoch” im Verein werden. Während all dieser Jahre war Fußball untrennbar mit dem Verein verbunden, gehörten die Ellerner Kicker oft zu den Besten im Hunsrück. Das erste Pflichtspiel fand am 18. Juni 1949 in Mutterschied statt. Zur Erinnerung seien hier die Namen der Spieler dieses historischen Ereignisses erwähnt: Otto Kauer – Hugo Bast, Erich Sümnich – Kurt Höltz, Artur Schneider, Rudolf Mayer – Erich Klumb, Wilhelm Klumb, Josef Holzer, Ferdinand Retterath, Werner Stiegler – Ersatzspieler: Horst Engelmann und Karl Walter Hensel.
In den fünfziger Jahren gab es viel zu feiern. Zunächst lud der Verein 1951 zu seinem 30. Geburtstag ein und es gastierte die Riege des Turngaues Nahe mit dem Deutschen Meister Jakob Kiefer an der Spitze. Zwei Jahre später errangen die Fußballer große Erfolge; sie wurden sowohl bei der Gemischten Jugend, als auch bei den Senioren Kreismeister. Die „Erste” stieg dadurch in die kreishöchste Klasse auf. Dort sprang bereits im ersten Jahr der Teilnahme die Vizemeisterschaft heraus. Männer wie Otto Wächter, Ferdinand Retterath, Ernst Reinemann, Hans Kaiser und Manfred Kunz spielten in Auswahlmannschaften. Als Torjäger mit der höchsten Ausbeute in einem Spiel ging Winfried Roth in die Geschichte ein: Bei einem 9:2 Sieg gegen Gemünden setzte er dem gegnerischen Tormann die Lederkugel acht mal in die Maschen. 1957 stellte sich der bis dahin größte Erfolg ein. Mit einem imponierenden 7:1 Erfolg gegen das favorisierte Rheinböllen gewannen Ellerner Kicker erstmals den Kreispokal. Hans Kaiser erwischte eine Sternstunde und entschied das Match mir vier Toren fast allein. Die drei übrigen Treffer steuerten Erich Höltz (2) und Karl Burmann bei.
Im Jahr 1959 wurde der neue Sportplatz an der Schule eingeweiht. Fußballerisch folgte eine eher durchwachsene Zeit. Einerseits funktionierte die Jugendarbeit vorbildlich, andererseits ging es im Seniorenbereich mehr und mehr bergab. 1969 musste die „Erste” nach 16 Jahren an den Nagel, mit einer blutjungen Mannschaft sollte der Wiederaufbau gelingen.
Wie Phönix aus der Asche kehrten die „Grün-Weißen” zurück. Zwei Spielergenerationen, wie sie sich jeder Verein wünscht, sorgten in den nächsten anderthalb Jahrzehnten für die Hochzeit des Ellerner Fußballs. Diese glanzvollen Jahre sind zunächst verbunden mit Spielernamen wie Georg Mayer, Otto Mayer, Friedhelm Sümnich, Ernst Steffen, Helmut Schröder, Dietmar Tuldi, Udo Weirich und Werner Heinz. Zu Beginn der 80-er Jahre prägten jüngere Spieler den Stil der Mannschaft, was 1983 mit dem Aufstieg in die Bezirksliga gekrönt wurde – einer der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte. Unter Spielertrainer Georg Mayer waren von der Vorgängergeneration nur noch Friedhelm Sümnich, Ernst Steffen und Udo Weirich übrig geblieben. Sie bildeten mit Siegfried und Ottmar Wächter, Detlev Wilke, Volker Trapp, Heiko und Stefan Stelter, Karl Bachelier, Manfred Bast, Klaus-Peter Schäffer und dem einzigen „Auswärtigen” Horst Feldheiser das erfolgreiche Team.
Leider folgte schon im Jahr nach dem Aufstieg der Abstieg. Der Niedergang setzte sich durch weitere Rückschläge fort bis zur Auflösung der Seniorenmannschaft. Im Jugend-Fußball ist der TuS schon seit mehreren Jahren mit seinen Nachbardörfern in einer SG (Jugendspielgemeinschaft) tätig. Seit der Saison 1999/2000 wird mit einer 1. Mannschaft auch wieder im Seniorenbereich Fußball gespielt. Ergänzend sei erwähnt, dass im Laufe der Vereinsgeschichte auch Wintersport, Damenfußball und der Karneval eine wesentliche Rolle spielten. Leichtathletik und Tischtennis standen stets im Schatten des Fußballs, haben aber dennoch immer einen besonderen Stellenwert im TuS innegehabt. Das jährlich stattfindende Vereinsfest der Leichtathleten gab Gelegenheit, sich vom Leistungsstand der Springer, Läufer und Werfer zu überzeugen. Gerade in den sechziger und siebziger Jahren verzeichnete die kleine Gruppe Ellerner Leichtathleten teilweise großartige Erfolge: Werner Günster, Friedhelm Sümnich oder Doris Bast vertraten den Verein überörtlich hervorragend.
Turnen blieb bis 1950 verboten, dann folgten zaghafte Gehversuche, die jedoch kaum mit dem Vorkriegsgeschehen zu vergleichen waren. Kurt und Alfred Höltz, Karl Heinz Imig oder Wilhelm Klumb II gehörten zu den Aktiven, doch bereits Ende 1954 existierte die Turnabteilung nicht mehr. Erst mit dem Bau der Soonwaldhalle, die 1968 eingeweiht wurde, bekam Turnen neue Impulse, in verschiedenen Kindergruppen und Damen-Gymnastik-Riegen hat die Abteilung bis heute Bestand. Der TuS entwickelte sich seit der Einweihung der neuen Soonwaldhalle zu einem Breitensportverein. Besonders muss man die Jugendarbeit der Turnabteilung mit ihren Übungsleiterinnen erwähnen.
Tischtennis in Ellern ist untrennbar mit dem Namen Karl Burmann verbunden. Auf seine Initiative hin wurde die Abteilung 1955 gegründet. Wie bei den Turnern bewirkte auch hier die neue Soonwaldhalle einen Schub. Zunächst lange Jahre allein im Matchbetrieb mit wechselnden Erfolgen, wurde schließlich eine Spielgemeinschaft mit Altweidelbach eingegangen, die noch heute besteht.
Sein letztes großes Fest feierte der TuS mit dem 75-jährigen Vereinsjubiläum vom 29. Juni – 8. Juli 1996 mit einem tollen Programm, das von allen aktiven Abteilungen: wie Fußball, Tanzen, Tischtennis, Volleyball, gestaltet wurde. Ein Kommers- und Tanzabend mit der Big-Band der Kreismusikschule bildete den Höhepunkt.
Ein Vereinsheim entstand Mitte der siebziger Jahre mit Wirtschaftraum, Büroteil, Getränkeraum und Duschen im Keller. In den Jahren 1998 bis etwa 2000 standen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an: der Bau neuer Toiletten im Keller, die Sanierung des Daches, der Einbau einer Küche, ein neuer Außenanstrich und eine Treppenanlage in den Keller wurden realisiert.
Nach dem Wechsel in das neue Jahrtausend wurden in den ersten Jahren die bestehenden Strukturen des Vereins gründlich auf den Prüfstand gestellt und neu organisiert. In einer Klausurtagung im Jahre 2003 stellte sich der neue geschäftsführende Vorstand, bestehend aus Harald Zeller, Uwe Hauch, Klaus Walsdorf und Helga Wendling, der kritischen Überprüfung aller eingefahrener Vereinsstrukturen durch eine hauptamtliche Managerin des Sportbundes Rheinland. Im Ergebnis ergaben sich umfangreiche Veränderungen: eine endlich weitgehend Kosten tragende Beitragsstruktur wurde beschlossen; konkrete Aufgaben-zuweisungen innerhalb des Vorstandes, klare Organisationsstrukturen bis in die Gruppen hinein, die Einführung fester Budgets für die Selbstverwaltung der Abteilungen, um nur die wesentlichsten Veränderungen zu nennen, erleichterten die Vorstandsarbeit in der Folge ganz erheblich. Bei einem bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb der Volks- und Raiffeisenbanken unter der Schirmherrschaft des Herrn Bundespräsidenten, bei dem sich Vereine mit unterschiedlichsten innovativen Aktivitäten bewerben konnten, errang der TuS im Jahre 2005 mit eben diesem neuen Vereinskonzept einen „Großen Stern des Sports in Bronze”, der für innovative Vereinsführung mit einem Preisgeld von 2.000 € dotiert war und den der Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises in einem feierlichen Rahmen überreichte. Auch unter diesem Aspekt hatten sich die gemeinsamen Anstrengungen gelohnt.
Im Sportbereich standen die ersten Jahre des neuen Jahrtausends unter der Devise „Ist unser Angebot eigentlich noch zeitgerecht?” Die traditionellen Sportarten Turnen, Fußball, Tischtennis und Leichtathletik hatten selbst-verständlich Bestand und entwickelten sich auch weiterhin erfolgreich. In der Turnabteilung, die über viele Jahre von Doris-Bauer-Bachelier geleitet wird, entwickelten sich etwa ab dem Jahre 2000 gleich mehrere Schwerpunkte.
Einen dieser Schwerpunkte stellte die Kunstturnriege von Doris Bauer-Bachelier dar. Ab dem Jahr 1998 nahem die Mädchen regelmäßig an Wettkämpfen auf Gau-, Verbands- und Landesebene teil und konnten hier beachtliche Erfolge in Mannschafts- und Einzelwertungen erzielen. Höhepunkt war im Jahre 2003 der Titel des Vize-Rheinland-Pfalzmeisters mit der Mannschaft, den Carina Emmel, Anna Bachelier, Stefanie Piroth, Stephanie Lukas, Eva Bast und Felicitas Wolf für den TuS erturnten.
Als weiterer Schwerpunkt müssen an dieser Stelle die Erfolge von Margit Piroth und ihrer Tanzgruppe „ASS” besonders hervorgehoben werden, da diese sich als die erfolgreichste Gruppe in der Vereinsgeschichte herausstellen sollte. Seit ihrer Gründung im Jahre 2001 wurden die Tänzerinnen mittlerweile 10 Mal in Folge Gaumeister des Turgaus Hunsrück und Verbandsmeister des Turnverbandes Mittelrhein. Ab 2003 qualifizierte sich die Gruppe jährlich für die Deutschen Meisterschaften im DTB Dance. Bei ihrer ersten Teilnahme an diesem Wettkampf wurden die damals durchschnittlich erst 13-jährigen Mädchen 17. von 24 Gruppen. Von diesem Zeitpunkt an konnte sich die Gruppe von Jahr zu Jahr steigern. Einem hervorragenden 3. Platz im Jahr 2007 folgten zwei 2. Plätze in den Jahren 2009 und 2011. Der größte Erfolg ihrer sportlichen Laufbahn und zugleich in der Geschichte des TuS Ellern gelang den Tänzerinnen jedoch im Jahr 2010. Mit ihrem Tanz “Wir setzen die Segel und gehen auf große Fahrt” wurden Anna Bachelier, Saskia und Janina Dümmler, Mara Emmel, Katrin Jarszinski, Natalie Petry, Stefanie Piroth, Katharina Reuther und Lena Weirich Deutscher Meister im DTB Dance in der Kategorie 18 Jahre und älter. Die Gruppe hat damit eine Erfolgsbilanz, die ihresgleichen weit über die Region hinaus sucht.
Den Fußballern gelang aus der C-Klasse heraus mit ihrem Trainer Carsten Vollrath in Relegationsspielen der Aufstieg in die B-Klasse, in der sie sich zunächst auch recht gut behaupteten, um allerdings danach wieder in die Kreisklasse C abzusteigen, in der sie sich dann über Jahre mit guten Erfolgen hielten. Unter der Abteilungsleitung von Marcus Dillmann lenkten in der Folge Manfred Bast, Ernst Steffen, Hans-Jakob Klingen und schließlich Oliver Wendling die Geschicke der Mannschaft.
In einer Spielgemeinschaft mit Altweidelbach, unter der Leitung von Manfred Johann, behaupteten sich die Tischtennisspieler in unterschiedlichen Spielklassen bis hin zur Kreis-/Bezirksklasse mit ebenfalls über Jahre hinweg guten Erfolgen.
Die Leichtathletikabteilung unter langjähriger Leitung von Bärbel Schröder widmete sich zunehmend intensiv den neuen Sportarten „Jogging”, „Nordic-Walking”, dem Erwerb von Sportabzeichen und Langstreckenläufen. Ab dem Jahr 2002 organisierten Helmut und Bärbel Schröder in Ellern Läufe der „Rhein-Hunsrück-Laufserie” mit regelmäßig ca. 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in unterschiedlichen Disziplinen. Diese fanden jedes Mal im Ellerner Wald ein vorzügliches Ambiente und in der Halle eine gut organisierte Bewirtung vor und machten diese Veranstaltung unter dem Namen Soonwaldlauf weit überregional bekannt.